Hardcore-Percussion made in Germany - Bando
Anlässlich des Karnevals der Kulturen 2016 in Berlin war artist ritual unterwegs und hat spannende Künstler interviewt. Eine Band davon ist Bando, die nicht nur Percussion-Künstler sind, sondern auch als eingetragener Verein in der Jugendarbeit tätig sind. Bando spielt Musik, die speziell für Bando komponiert wurde. Ein Interview mit Sabine und Till, Mitbegründer der Hardcore-Percussion-Gruppe.
artist ritual: Wer ist Bando? Bitte stellt Euch kurz vor.
Till: Wir sind eine Percussion-Gruppe. Wir machen musikalische Jugendarbeit. Uns gibt es als Band sozusagen schon seit 1997. Wir haben den Verein dann 1998 gegründet. Wir haben immer wieder neue Gruppen, die wir nachziehen. Das heißt wir rekrutieren immer wieder jüngere Schüler aus der Kurt-Schwitters-Schule / Prenzlauer Berg. Sabine arbeitet da als Musiklehrerin und hat mit Hilfe von dem Stefan und dem Dimitrij den Verein ins Leben gerufen. Wir sind dann mit dem Karneval auf die großen Bühnen gekommen, haben bei Musik-Contests mitgemacht und sind bis nach Marokko geflogen, haben vor dem König von Marokko getrommelt. In Syrien haben wir auch schon getrommelt, bevor da der Bürgerkrieg los ging. Oder in Russland waren wir, in Frankreich waren wir. Also wir kommen mit der Musik schon ordentlich rum. Und das immer mit unseren Jugendlichen.
Sabine: Eigentlich ist Bando ja auch so eine Gruppe von Freunden, die wollen alle zusammen Musik machen und wollen raus aus dem Keller und rauf auf ne große Bühne und um die Welt reisen und was erleben. Es ist eigentlich ein sehr schöner Freundeskreis geworden. Es ist nichts statisches, sondern es verändert sich auch immer wieder ein bisschen. Wir ziehen auch die kleineren immer wieder mit nach, weil ja auch immer mal wieder Leute weggehen.
artist ritual: Wie oft probt ihr?
Till: Es sind ja mehrere Gruppen, also jede Gruppe probt mindestens einmal die Woche.
Sabine: Und die neuner und zehner haben zwei Proben, einmal in der Schule und einmal über den Verein.
artist ritual: Spielt Bando ausschließlich eigens für die Band komponierte Stücke? Wie läuft der Schaffensprozess ab?
Sabine: Also die Stücke werden komponiert von Stefan Dohanetz. Der ist ein super Musiker und Schlagzeuger. Er hat in der DDR in der Band Pankow gespielt und spielt heute bei Wenzel und Band. Außerdem macht er Theatermusik bei Ramba-Zamba in der Kulturbrauerei und leitet auch die Musikschule TonArt. Stefan ist eigentlich immer erstmal Schlagzeuger gewesen und irgendwann hat er halt angefangen für uns Stücke zu komponieren. Das ist schon ziemlich lange her, so 19 Jahre. Als wir angefangen hatten, wollten wir nicht afrikanisch trommeln, oder nicht Samba oder sowas. Das gab es alles schon so viel. Wir haben es zwar auch benutzt als Mittel zum Zweck, weil es ist ja auch schöne Musik. Aber wir wollten halt was Eigenes machen. Da haben wir am Anfang dann gedacht: „Wir haben das Trommeln auf Ölfässern erfunden“, und ich bin dann zu Dussmann und hab nach Stücken gesucht, die wir irgendwie erstmal klauen können oder so. Und dann sind wir drauf gestoßen, dass es das doch schon gab und zwar in ziemlicher Perfektion von Le Tambour du Bronx, so Typen aus dem Zentralmassiv in Frankreich. Da waren wir dann alle erstmal ein bisschen deprimiert, aber andereseits haben wir dann gedacht, da können wir dann auch erstmal ein bisschen was raushören. Und so hat das dann im Prinzip angefangen. So nach und nach konnten wir den Stefan davon überzeugen, dass sich das lohnt nur für uns zu komponieren.
artist ritual: Seit wann seid ihr beim Karneval dabei und was macht für Euch den speziellen Spirit des Festes aus?
Till: Wir sind seit 1999 dabei. Wir haben hier auf der Eurasia-Bühne damals schon getrommelt und hatten einen Wagen sozusagen. Also wir haben damals nur die Fässer vor uns her gerollt und einen Block reingerissen in die Karawane.
Sabine: Ja weil wir die immer gerollt haben und spielen mussten, wenn wir stehen bleiben. Und dann war der Zug schon sonstwo.
Till: Ja, aufm Karneval, sei es beim Straßenfest oder beim Umzug haben wir immer die totale Euphorie mitbekommen von dem Publikum. Also ich habe auch heute schon wieder zu einem von uns gesagt, dass ist eigentlich der geilste Auftritt im ganzen Jahr, weil das Publikum hier einfach so frei und cool und locker ist. Alle wollen feiern. Das ist total toll!
Sabine: Wir freuen uns auch total auf den Auftritt heute! Wir sind halt viel mehr Leute als heute spielen können. Das ist immer so ein bisschen bitter, dass dann nicht alle mit spielen können und nicht alle rauf können auf die Bühne. Und dann ist ja am Sonntag der Straßenumzug. Dadurch dass wir schon so lange dabei sind, kennen uns schon ne ganze Menge Leute. Und dann stehen die an der Strecke und sagen dann: „Oh wie schön, dass ihr auch wieder dabei seid! Wir haben schon auf Euch gewartet“, oder stellen Fragen. Das ist wirklich immer schön.
artist ritual: Was ist für die Zukunft geplant? Was sind die nächsten Projekte?
Till: Raus! Interkontinentale Auftritte machen. Wir wollen jetzt ein paar coole Live-Videos fertig machen und uns damit zeigen. Wir wollen wieder nach Afrika, wir wollen nach Südamerika.
artist ritual: Viel Erfolg dabei!
Sabine glaubt, dass das Gute im Menschen selber liegt und das Böse irgend etwas ist, wo man versuchen sollte, dagegen zu halten. Till wollte früher schon Musiker werden, Sabine berühmt. Genauso sieht es heute noch aus. Darüber hinaus möchte Till noch mehr von der Welt sehen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Musik machen und unterrichten. Am liebsten hält sich Till in seinem Garten auf, während Sabine bevorzugt zu Hause ist. Auf die Frage, was ihr Beitrag sei, um die Welt ein wenig besser zu machen antworteten sie: „Durch Musik Menschen vereinigen und auf einen Nenner zu bringen!“
Wir finden, dass war ein schönes Schlusswort und wünschen Bando alles Gute und weiterhin viel Erfolg.