Matthias Buchinger
Gedenken an einen Meister der Mikrografie - Matthias Buchinger im Metropolitan Museum of Art
Er hatte weder Arme noch Füße und war nur 74 Zentimeter groß. Matthias Buchinger reiste trotzdem als Künstler und Zauberer durch die Welt und verzauberte die Menschen. Dem Franken, der von 1674 bis 1740 lebte, ist jetzt eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art gewidmet.
Matthias Buchinger wurde 1674 ins Ansbach bei Nürnberg geboren. Er hatte lediglich rudimentär ausgebildete Hände, die an den Ellenbogen saßen. Trotzdem konnte er fließend schreiben, sogar in Spiegelschrift und sogar in Spiegelschrift auf dem Kopf. Dazu hat sich der kleine Mann eine selbst zurechtgeschnittene Feder an seinen Daumenrest befestigt. Buchinger war Meister der Mikrografie. So nennt man die Kunst, derart klein zu schreiben, dass die Wörter mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. In einem seiner Selbstporträts bestehen die dargestellten Haare aus mikrografischen Sätzen sieben historischer Psalmen, die nur bei genauer Betrachtung unter der Lupe lesbar sind.
Das war aber nicht alles, was „der großartigste Deutsche“ in seinem Leben erreichte. Im Wissen darum, dass sein kurioses Aussehen jeden Beobachter ablenken würde, brachte sich Buchinger autodidaktisch die Kunst der Illusion bei. Bald darauf reiste er durch die Königshäuser in ganz Europa – als Zauberer und Messerwerfer. Auch in der kunstfernen Bevölkerung des 18. Jahrhunderts sorgten seine Zaubertricks mit Karten, Bällen, Würfeln und Tüchern für Aufsehen. Sie gaben dem kleinen Mann aus Nürnberg den Titel „großartigster lebender Deutscher“. Und genau diese Überschrift gab das Metropolitan Museum of Art der Ausstellung über Matthias Buchinger.
Die meisten Exponate kamen hierfür von dem Magie-Historiker Ricky Jay. Der Verfasser eines Standardwerks über Trickkünstler, Gaukler und Vaganten sammelte schon als Teenager alles, was ihm zu Buchinger in die Hände fiel. Ihn faszinierte vor allem, abgesehen von Buchinger`s Kunstwerken, der Umstand, dass der Künstler mit seinem einzigen funktionierendem Glied in vier Ehen 20 Kinder zeugte.
Auch Leihgaben der British Library und der Staatsbibliothek Bamberg illustrieren den Lebensweg von Matthias Buchinger im Metropolitan Museum. Die Ausstellung geht bis zum 11. April 2016. In Folge dessen ist von Ricky Jay ein Film über Buchinger geplant, der seiner Verehrung für den „großartigsten Deutschen“ zollen soll.